Der Optimismus der Bayern-Jäger von RB Leipzig mag nach der Nullnummer gegen die TSG Hoffenheim einen Knacks haben. Gebrochen ist er trotz des Rückstands von nun sieben Punkten auf den Tabellenführer aber noch lange nicht. „Wir wollen so lange Gas geben, wie es theoretisch möglich ist“, sagte Willi Orban. Und Yussuf Poulsen, aufgrund seines in der Nachspielzeit aberkannten Siegtores der verhinderte Held des Tages, legte nach: „Wir glauben an die Meisterschaft. Das müssen wir bis zum Schluss.“
Was sollen sie auch anderes sagen? Die Chancen dürften fünf Spieltage vor Ende der Fußball-Bundesliga dennoch eher niedrig sein. Und deshalb baute Trainer Julian Nagelsmann schon einmal vor. „Ich finde es gut, dass die Spieler die Köpfe nicht hängen lassen“, betonte der 33-Jährige. „Sollte es nicht zur Meisterschaft reichen, war es trotzdem eine gute Saison. Am Ende des Tages müssen wir unsere Spiele gewinnen, sonst ist Bayern jetzt schon Meister.“ Die Bayern nahmen die Vorlage auf und gewannen an diesem Samstag 3:2 in Wolfsburg.
Das mit den Siegen war in den vergangenen drei Heimspielen das Problem. Neben dem verlorenen direkten Duell mit den Bayern stehen da die Unentschieden gegen Frankfurt und eben Hoffenheim. Will man Meisterreife beweisen, sollte man sich die beiden letztgenannten Patzer auf keinen Fall leisten.
Leipzig in vielen Statistiken besser
Stattdessen sollte man eine Mannschaft wie Hoffenheim besiegen, die derzeit neben dem Gegner noch mit sich selbst zu kämpfen hat. Die Analysten zählten am Ende einen Ballbesitz von um die 60 Prozent und 14 Torschüsse für RB. Auch in diversen anderen als entscheidend eingestuften Statistiken war Leipzig klar besser. Nur eben bei den Toren nicht – zum wiederholten Mal in dieser Spielzeit. „Wir hatten viele gute Situationen, die wir nicht genutzt haben“, befand Nagelsmann.
Allerdings muss sich der Trainer auch fragen, warum er Alexander Sörloth erst nach einer guten Stunde brachte. Der Stürmer hatte zuletzt durch zwei Tore in Bremen enorm an Selbstvertrauen gewonnen, was man ihm auch gegen Hoffenheim anmerkte. Der Norweger erwies sich als deutlich gefährlicher und durchsetzungsfähiger als zuvor die gesamte Offensivreihe.
Verdient gewesen wäre der Sieg aufgrund der Überlegenheit zweifelsohne. Doch als Poulsen den Ball in der sechsten Minute der Nachspielzeit ins Tor geköpft hatte, wurde der Videobeweis zum Stimmungskiller. Der dänische Nationalspieler hatte sich selbst an die Hand geköpft, von da war der Ball ins Tor gegangen. Schiedsrichter Manuel Gräfe musste den Treffer zurücknehmen.
„Das war die negative Seite des Videobeweises“, sagte Nagelsmann. „Man wird von maximaler Emotion heruntergeschraubt auf minimale innerhalb von wenigen Minuten.“ Selbst der Gegner hatte etwas Mitleid. „Laut der Regel muss er das Tor abpfeifen, aber als Fußball-Fan bin ich nicht immer ein Freund davon“, sagte Hoffenheims Christoph Baumgartner.
Und TSG-Trainer Sebastian Hoeneß gab ohne Umschweife zu, ihm sei „das Herz in die Hose gerutscht“. „Aus meiner Perspektive war es ein reguläres Tor, ich habe nur den Kopfball gesehen, aber die Hand nicht“, sagte der 38-Jährige. „Ich kann Julian verstehen, dass es aus seiner Sicht brutal ist.“
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