Hobbylandwirt Eckart Richter schätzt an den kleinen Dexterrindern ihre Robustheit und ihr lammfrommes Wesen. (Christian Kosak)
Sandhausen. Brigitte und Eckart Richter können ihre Wurzeln in der Landwirtschaft nicht verleugnen. Beide stammen von Bauernhöfen: Brigitte Richters Familie floh 1945 von einem Gutshof in Masuren, Eckart Richter ist ein zweitgeborener Bauernsohn. "Mein älterer Bruder übernahm den elterlichen Hof“, sagt Richter, der nach der Schule eine landwirtschaftliche Lehre absolvierte, dann jedoch Berufssoldat und später kaufmännischer Leiter eines Industriebetriebes wurde. Seine Frau war in der neuen Heimat Lehrerin geworden.
Die Leidenschaft für Gartenbau und Landwirtschaft blieb indes bei beiden stets erhalten. Jetzt, als Pensionäre, haben sie wieder Zeit und Muße, ihrer Passion zu frönen. Und das mit sichtbarem Erfolg: Die Gartenanlage an der Sandhausener Straße ist seit vielen Jahren ein beliebtes Ziel im Rahmen der „Offenen Pforte – Gärten im Kulturland Teufelsmoor“.
Eckart Richter konzentrierte sich zusätzlich auf die Haltung von Haustieren. Dazu zählen Federvieh, Mini-Rinder und Mini-Pferde und neuerdings auch ein Esel. Und dann ist da noch der 28-jährige Oldenburger Hengst Florestan, der ebenfalls seit einigen Monaten in Sandhausen zuhause ist. Das hochbetagte Pferd genießt dort sein Gnadenbrot. Einst war der braune Hengst ein erfolgreiches Dressurpferd, das bis zur S-Klasse startete. Ein Sohn der Eheleute Richter hatte das Sportpferd vor dem Schlachthof bewahrt. Richters Enkelkinder freuten sich über den vierbeinigen Ruheständler, sie durften ihn noch ein wenig reiten. Nun genießt das Pferd seine wohlverdiente Ruhe auf der Weide von Brigitte und Eckart Richter.
Gesellschafter namens Bruno
Weil der Hengst nicht zur Ponyherde passte, musste er anfangs separat gehalten werden. Als Herdentier brauchte das Pferd jedoch Gesellschaft, deshalb erwarben die Richters vor Kurzem den elfjährigen Esel Bruno. Einen Tag lang trennte ein Zaun Esel und Pferd, dann wurden beide zusammengebracht. „Sie akzeptieren sich, sie können aber anscheinend nicht miteinander kommunizieren“, meint Eckart Richter, „der Esel mit seinem I-A und das wiehernde Pferd“. Dennoch trottet Bruno gemächlich hinter Florestan her.
Lautes Gackern der Zwerghühner ist am Rande des Gartens zu hören. Der bunte Hahn, ein „Goldhalsiges Holländer Zwerghuhn“, kräht kräftig und plustert sich mächtig im Kreise seiner Hühnerschar auf. Vor ein paar Tagen erweiterte sich der Federviehbestand um einige Perlhühner, die völlig andere Töne von sich geben. „Wir haben erfahren, dass Perlhühner durch ihre lauten schrillen Rufe Ratten vertreiben", erklärt Richter. Kürzlich, als der Hausherr noch spät abends im Garten saß, fingen die Perlhühner plötzlich laut und aufgeregt an zu gackern: „Wahrscheinlich haben sie einen unerwünschten Nager vertrieben.“ Um den Nachwuchs der bunten Zwerghühner brauchen sich Brigitte und Eckart Richter keine Sorgen zu machen, denn drei Glucken brüteten erfolgreich Eier aus und marschieren mit ihrer quirligen Kükenschar durch das Gehege.
In der Nähe des Hühnerstalls stehen auch die Kästen der Bienenvölker. Die emsigen Honigsammler haben beste Bedingungen am Rande des Gartens, denn viele bienenfreundliche Blumen und Kräuter sowie die Blüten des Ungarischen Bienenbaumes (Lederhülsenbaum) sorgen für reichlich Nektar. Am Ende des Gemüsegartens mit blühender Rosenpergola schließen sich die Weiden der Rinder und Pferde an.
„Wegen der Wölfe habe ich die Haltung von Schafen und Ziegen aufgegeben“, seufzt Eckart Richter. Er sei davon überzeugt, dass er bereits Besuch vom Isegrim gehabt habe, denn er habe seine Mutterkuhherde schon einmal völlig aufgebracht erlebt. Die Kälber seien ja besonders gefährdet. Inzwischen gibt es nurmehr einige Dexterrind-Ochsen, die kleinste europäische Rinderrasse mit einem Stockmaß von 90 bis 110 Zentimetern und einfarbig schwarzem Fell. Einige Tiere haben markante, geschwungene Hörner. Ursprünglich stammen sie von einer irischen wilden Bergrinderrasse ab. „Dexterrinder sind besonders robust, lammfromm und widerstandsfähig“, erklärt der Hobbylandwirt. Die Rinder erhalten keine Medikamente und kein Kraftfutter, „sie leben nur von Gras, Heu und Wasser“, betont Eckart Richter. Das ganze Jahr über bleiben sie draußen auf der Weide, ein Unterstand schützt die Tiere vor Regen und Kälte.
Gleich neben der Rinderweide haben sich die Mini-Shetland-Ponys einen schattigen Platz unter hohen Eichen gesucht. Die fuchsbraunen Kleinpferde mit langer heller Mähne – Wallach Max und vier Stuten – zählen ebenfalls zu einer robusten Rasse, die ursprünglich von den Shetland-Inseln stammt.
July 29, 2020 at 10:43AM
https://ift.tt/3fbCkDx
Gartenträume und ein Mini-Zoo - WESER-KURIER
https://ift.tt/2NVByPG
Landwirtschaft
Bagikan Berita Ini
0 Response to "Gartenträume und ein Mini-Zoo - WESER-KURIER"
Post a Comment