
Seit der letzten Umfrage bewegte sich der Graph des Zuversichtsbarometers aller zehn Länder leicht nach oben. Trotzdem befindet er sich nach wie vor im negativen Bereich. Hinzu kommt, dass bei der im Frühjahr 2020 durchgeführten Befragung die Corona-Krise noch nicht in allen Ländern im vollen Ausmaß angekommen ist. Vom Barometer nicht erfasst wird außerdem die Stimmungslage in der Produktion und in der Gastronomie.
In Italien und den Niederlanden verschlechtert Corona das Stimmungsbild
Die frühe Ankunft des Coronavirus in Italien führte zu pessimistischen Einschätzungen der italienischen Landwirte hinsichtlich ihrer aktuellen und künftigen wirtschaftlichen Lage. Eine gesunkene Nachfrage in der Lebensmittelindustrie, erhöhte Lagerbestände und Erwartungen an die Produktion ließen die Zuversicht sinken. Auch die Unsicherheit über die Beschäftigung von Saisonarbeitern sowie die fehlende Nachfrage von Drittländern im Weinsektor verschlechterten das Ergebnis.
Dass in Italien die Lebensmittelausgaben pro Haushalt zunahmen und die Hauslieferungen sogar um 160 Prozent gestiegen sind, konnte die Stimmung der Landwirte nicht wesentlich verbessern. Nur lokale Unternehmen, die Hauslieferungen angeboten, konnten die Situation nutzen und einen Wandel im Kaufverhalten von haltbaren zu frischen Produkten feststellen. Im Inland stieg außerdem der Weinabsatz.
In den Niederlanden nahm die Zuversicht im ersten Quartal 2020 nicht in nur in der Landwirtschaft, sondern vor allem auch im Gartenbau erheblich ab. Nur in der Schweine- und Geflügelzucht blieb die Stimmung annähernd gleich. Der Optimismus niederländischer Landwirte soll Prognosen zufolge in der nächsten Zeit noch weiter sinken, da eine geringere Produktion und sinkende Verkaufspreise erwartet werden. Allerdings wird auch mit sinkenden Kosten gerechnet.
Belgien, Deutschland und Frankreich waren noch guter Dinge
Zum Zeitpunkt der Umfrage ließ besonders der belgische und deutsche Schweinemarkt die Zuversicht der dort tätigen Landwirte wachsen.
In Belgien wurden günstigere Witterungsbedingungen erwartet, was den Zuversichtsindex im Vergleich zum Herbst 2019 steigen ließ: Der Anteil der Befragten, die angaben, unter den Witterungsbedingungen zu leiden, verringerte sich von 64 auf 38 Prozent.
Bei den deutschen Landwirten war die Abnahme von Investitionsplänen auffällig. 26 Prozent von ihnen wollten zum Zeitpunkt der Befragung geplante Investitionen auf unbestimmte Zeit verschieben, nur noch 29 Prozent wollten ihre Pläne umsetzen. Dabei veränderte sich die Liquidität der Landwirte im letzten halben Jahr nicht wesentlich. Im Gegensatz zur damaligen Entwicklung auf dem Schweinemarkt wurden die Preise bei Rindern, Milch und beim Getreide eher skeptisch betrachtet.
Frankreich verzeichnete unter seinen Landwirten eine massive Verbesserung der Stimmungslage. Besonders die aktuelle Lage schätzten die Befragten positiver ein, aber auch in die Zukunft blickten sie optimistisch. Ein Drittel der französischen Bauern litt jedoch auch unter den Witterungsbedingungen, Umweltauflagen, Kosten für Betriebsmittel und gesunkenen Preisen.
Hürden unterschiedlich hoch
Die Frage, ob es bei der Bewirtschaftung des Betriebs in den vergangenen drei Monaten Probleme – zum Beispiel Witterungsbedingungen, Kosten für Betriebsmittel, Preisverfall, Umweltauflagen – gab, verneinten 62 Prozent der deutschen Landwirte. Auch berichteten 56 Prozent der italienischen und 46 Prozent der ungarischen Landwirte von einem problemlosen Arbeiten. In Belgien waren es 28 Prozent der Befragten; hier gaben jedoch fast drei Viertel der Landwirte an, dass nur geringfügige Schwierigkeiten auftraten.
Darüber hinaus gab es in Belgien keinen Fall mit beträchtlichen Schwierigkeiten. In dieser Kategorie verzeichnete Italien mit 16 Prozent der Landwirte den höchsten Anteil unter den zehn EU-Ländern.
Bauern-Bashing erstmals zahlenmäßig erfasst
COPA-COGECA führten zusätzlich eine Befragung von 2.500 Landwirten aus Italien, Ungarn, Frankreich und Deutschland zu ihrer Wahrnehmung von „Bauern-Bashing“ durch. Diese ergab, dass Landwirte aus Ungarn und Italien am wenigsten unter ungerechtfertigten Behauptungen über Umwelt-, Klima- und Tierschutzpraktiken in den klassischen und sozialen Medien litten: 58 Prozent der ungarischen Landwirte empfand entweder gar keine Kritik oder schätzten die Zahl kritischer Kommentare als rückläufig ein. In Italien berichteten sogar 81 Prozent, dass gesellschaftliche Kritik unterblieb.
Umgekehrt verhielt es sich in Deutschland und Frankreich: 59 Prozent der deutschen Landwirte stellten eine Zunahme von kritischen Äußerungen fest, in Frankreich waren es 75 Prozent.
Wesentlich weniger Befragte waren jemals direkter Kritik ausgesetzt. In Deutschland gaben 14 Prozent der Landwirte an, schon einmal unmittelbar kritisiert worden zu sein. In Frankreich waren es 26 Prozent. Nur 6 Prozent der ungarischen und 1 Prozent der italienischen Landwirte erfuhren jemals direkte Kritik.
July 08, 2020 at 10:00AM
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Stimmung der Landwirte in Europa sehr unterschiedlich - agrarheute.com
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