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Französischer Bericht: Grüne Landwirtschaft langfristig profitabler als konventionelles Pendant - EURACTIV Germany

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Ein kürzlich veröffentlichter Bericht des staatlichen Think-Tanks France Stratégie unterstreicht die wirtschaftliche Rentabilität umweltfreundlicherer Landwirtschaftsbetriebe. Daher wird eine Überprüfung der Methoden zur Zuweisung von GAP-Subventionen vorgeschlagen, um einen „grünen Übergang“ in der Landwirtschaft zu fördern. EURACTIV Frankreich berichtet.

In dem Bericht heißt es, umweltfreundlichere Betriebe seien sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich tragfähig. Der Think-Tank kommt zu dem Schluss, dass das sogenannte „agroökologische“ Modell „mittelfristig rentabel“ sei und Biobetriebe inzwischen sogar profitabler seien als ihre konventionellen Pendants.

Die Agrarökologie ist ein integrierter Ansatz in der Landwirtschaft, bei dem die Analyse ökologischer Prozesse auf landwirtschaftliche Produktionssysteme angewandt wird. Die Techniken umfassen eine Reihe von Praktiken, die in der Natur zu beobachten sind, wie beispielsweise die Diversifizierung von Nutzpflanzen, den Anbau von Zwischenfrüchten und die Anpflanzung von Hecken an den Feldern.

So arbeiten agroökologische Systeme darauf hin, die Nutzung der natürlichen Ressourcen zu optimieren und gleichzeitig den Bedarf an synthetischen Pestiziden, Antibiotika und Düngemitteln so weit wie möglich zu reduzieren.

MEP: Präzisionslandwirtschaft sollte Teil der Wiederaufbaupläne sein

Präzisionslandwirtschaft, einschließlich digitalisierter Landwirtschaft, sei der beste Weg, um die strategischen Ziele der EU – grün, smart und sicher – zu erreichen, so der Europaabgeordnete Petros Kokkalis. Daher sollte sie Teil der wirtschaftlichen Wiederaufbaupläne aller Mitgliedsstaaten nach der Pandemie sein.

Um die Landwirte zu ermutigen, sich einer umweltfreundlicheren Landwirtschaft zuzuwenden, empfiehlt der Bericht von France Stratégie, dass „die den Betrieben gewährten öffentlichen Beihilfen – insbesondere die Beihilfen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) – in einem angemessenen Verhältnis zu den Bemühungen der Landwirte stehen sollten, ihre Auswirkungen auf die Umwelt zu verringern“.

Es wird auch vorgeschlagen, einen „Bonus“ beziehungsweise „Malus“ einzuführen, wobei positive Maßnahmen, die zur Erhaltung der Biodiversität beitragen, finanziell belohnt werden, während negative Ansätze, wie die Verwendung von Düngemitteln und Pestiziden, besteuert werden. Diese Steuereinnahmen könnten dann zur weiteren „Finanzierung des Übergangs der landwirtschaftlichen Betriebe“ umverteilt werden, so der Bericht.

Ob die EU-Mitgliedsstaaten dieses Thema aufgreifen werden, bleibt abzuwarten. In Frankreich hat der Begriff Agrarökologie jedenfalls bereits Einzug in das politische Wörterbuch gehalten: Landwirtschaftsminister Julien Denormandie kündigte beispielsweise erst kürzlich seine Unterstützung für einen „agroökologischen Übergang“ an.

Von der biologischen Landwirtschaft über HVE-Zertifizierung (High Environmental Value) bis hin zum Dephy-Farmnetzwerk deckt die Agrarökologie in Frankreich tatsächlich bereits ein breites Spektrum an landwirtschaftlichen Modellen ab. Diese Betriebe sind an verschiedenen Ansätzen beteiligt, verfolgen aber alle das gleiche Ziel: den Einsatz von Pestiziden, Antibiotika und Düngemitteln so weit wie möglich zu reduzieren, und die Funktionen der natürlichen Umwelt besser zu nutzen.

Studie: Europa kann pestizidfrei ernährt werden

Die europäische Landwirtschaft wäre in der Lage, auf Pestizide zu verzichten, die Auswirkungen auf Klima und biologische Vielfalt zu verringern und gleichzeitig die Ernährungssicherheit zu gewährleisten, so französische Forscher.

Die Techniken sind vielfältig und erfordern eine detaillierte Kenntnis des bewirtschafteten Geländes. Auch daher räumt Julien Fosse, einer der Autoren des Berichts, gegenüber EURACTIV Frankreich ein: „Die Agrarökologie ist aus technischer Sicht kompliziert. Sie verlangt nach agronomischen Veränderungen und Diversifizierungspraktiken. Sie kann in einigen Fällen auch zu Ertragsschwankungen über mehrere Jahre – die erheblich sein können – führen.“

Dennoch habe die Agrarökologie das Potenzial, den großen Herausforderungen in der heutigen Landwirtschaft zu begegnen, so der Bericht.

Fosse erklärt, dies gelte insbesondere mit Blick auf den Klimawandel: „Wir neigen dazu, den Klimawandel auf Dürren zu reduzieren. Aber tatsächlich werden sich noch viele andere Probleme daraus ergeben. Viren, Bakterien und Parasiten werden sich […] in milderen Wintern besser entwickeln; weniger Schädlinge werden ausgerottet.“

Durch den Einsatz widerstandsfähigerer Sorten, die Diversifizierung der Produktion in den landwirtschaftlichen Betrieben, die Stärkung der biologischen Hilfsstoffe, die den Kampf gegen Schädlinge erleichtern, oder auch durch die Schaffung von „Pflanzenverbänden“, die das kombinierte Wachstum von zwei oder mehr Arten ermöglichen, die dabei auch noch weniger Wasser benötigen, kann die ökologische Widerstandsfähigkeit verbessert werden, betont Fosse.

Bio und die wirtschaftliche „Performance“

Die Komplexität der Methoden scheint sich jedoch wirtschaftlich auszahlen zu können: Anhand einer Analyse wirtschaftlicher Daten und der Simulation eines Betriebsmodells stellten die Forschenden fest, dass „agroökologische Betriebe mittelfristig im Allgemeinen bessere wirtschaftliche Ergebnisse erzielen als konventionelle Betriebe“.

Dies treffe heute bereits auf die Bio-Landwirtschaft im Allgemeinen zu: Die Mehrheit der 41.600 Betriebe und ihre zwei Millionen Hektar, die in Frankreich derzeit ökologisch bewirtschaftet werden, seien nach der Umstellung auf den Bio-Anbau finanziell besser gestellt als ihre konventionellen Gegenstücke, so der Think-Tank.

Die Modellierung lege außerdem nahe, dass ein Betrieb, der von konventionellem auf Bio-Anbau umgestellt hat, seine direkte Gewinnspanne ohne staatliche Unterstützung nach der Umstellung um durchschnittlich 25 Prozent erhöhen würde.

Diese Zahlen variieren je nach Sektor, wobei der Weinbausektor am meisten profitieren dürfte. Und obwohl die Umsatzzahlen für die Sektoren Obst- und Gemüseanbau sowie Milchwirtschaft im Vergleich zum Wein niedriger sind, sei die Bio-Produktion auch in diesen Bereichen als wirtschaftlich rentabler einzustufen als die konventionelle Herstellung.

Bleibt aus regulatorischer Sicht die Frage, ob spezielle Agroökologie-Labels und -Zertifizierungen dazu beitragen können, eine „grüne Revolution“ in der Landwirtschaft loszutreten.

Aus Sicht von Pierre-Marie Aubert, Forscher und Koordinator der Europäischen Landwirtschaftsinitiative am Institut für Nachhaltige Entwicklung und Internationale Beziehungen (IDDRI), ist dies allerdings unwahrscheinlich.

Dies liege daran, dass der Bio-Landbau zur Erfüllung anspruchsvoller Standards aktuell einen teils erheblichen Preisunterschied im Vergleich zum konventionellen Landbau aufweist. Wenn jedoch die Agroökologie“ zur Norm werde, sei dieser Preisunterschied nicht mehr zu rechtfertigen.

In einem solchen Marktkontext seien Labels und Zertifizierungen dann auch nicht „unbedingt übergangsfördernde Maßnahmen“, so Aubert. „Sie könnten vielmehr den Status Quo zementieren.“

[Bearbeitet Tim Steins]

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September 01, 2020 at 05:31PM
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