Facebook hat am Donnerstag eine neue App für sein Virtual-Reality-Headset Oculus Quest 2 vorgestellt: In »Workroom« können sich Kolleginnen und Kollegen in Form von Avataren in einem virtuellen Konferenzraum treffen und gleichzeitig auf ihre Computer zugreifen. Die App ist der erste Vorgeschmack auf das sogenannte Metaverse, das Facebook-Chef Mark Zuckerberg als neue Generation des Internets etablieren will.
In einer virtuellen Pressekonferenz demonstrierte Facebook das neue System, das im Unternehmen schon für interne Meetings genutzt wird. Die Grafik und die Avatare erinnern an »Second Life«, die virtuelle Onlinewelt, die vor mehr als einem Jahrzehnt einen Hype ausgelöst hatte und ebenso als Konferenztool angepriesen wurde. Durch die Integration von Facebooks VR-Brille Oculus Quest 2 mit eingebauten Kameras ist die Umgebung aber wesentlich ausgefeilter. So entsteht der Eindruck, tatsächlich neben einem Kollegen zu sitzen, da man den Kopf drehen muss, um ihn zu sehen – auch die Stimmen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer scheinen aus der entsprechenden Richtung ihrer Avatare zu kommen.
Zusätzlich können Teilnehmer Teile ihrer realen Arbeitsumgebung in die virtuelle Welt integrieren. Die in der VR-Brille eingebauten Kameras erfassen zum Beispiel die Hände eines Nutzers und blenden sie in die virtuelle Umgebung ein. Auch der Computerbildschirm und einige Tastaturen werden erkannt und virtuell bereitgestellt. Die restlichen Gegenstände auf dem realen Schreibtisch ignoriert »Workroom« jedoch, sodass man beim Gestikulieren darauf achten muss, keine Kaffeetasse umzustoßen.
Die neue Konferenzsoftware soll eine bessere Alternative zu Videokonferenzen darstellen, wie sie seit mehr als einem Jahr den Arbeitsalltag von Millionen Büroangestellten prägen. Obwohl das Programm schon vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie gestartet war, leidet das System noch an Kinderkrankheiten. Teilnehmer der Pressekonferenz berichten, Mark Zuckerbergs Avatar sei eingefroren und er habe sich neu einloggen müssen, damit sich der Mund seines Avatars wieder bewegte. Auch erklärten Journalisten, dass sie nach einer Stunde Unwohlsein verspürten – ein grundsätzliches Problem bei Virtual-Reality-Brillen.
Facebook hatte nach der milliardenschweren Übernahme des Branchenpioniers Oculus VR im Jahr 2014 weiterhin in die Technik investiert, deren Durchbruch ist aber ausgeblieben. Offizielle Verkaufszahlen für seine Virtual-Reality-Brillen gibt Facebook nicht bekannt, von einem Produktrückruf in den USA für die Oculus Quest 2 sollen aber vier Millionen Geräte betroffen gewesen sein. Facebook ist insbesondere nach dem Konflikt mit Apple daran interessiert, sich von anderen Hardware-Herstellern unabhängig zu machen.
Wer die Brille nutzen will, muss sie mit einem Facebook-Account verknüpfen. Das Unternehmen versichert aber, dass die Daten in den virtuellen Konferenzen nicht für die Zuteilung von personalisierter Werbung ausgewertet werden. Die neue Konferenz-App soll kostenlos angeboten werden, ist auf absehbare Zeit aber nur auf spezielle Einladung verfügbar.
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