Die Sony LinkBuds setzen auf einen Ring-Treiber und dichten den Gehörgang nicht ab. Bequemer Sitz und vollständige Transparenz werden mit sinnvollen Funktionen und gutem Klang gepaart, dem jedoch bauartbedingt der Tiefbass verloren geht.
Die Sony LinkBuds sind überraschend andere In-Ear-Kopfhörer. Sie setzen auf einen Ring-Treiber in jedem Ohrhörer, so dass in der Mitte ein Loch zurückbleibt, das den Gehörgang freilässt. So kann die Umgebung weiterhin wahrgenommen werden, ohne auf einen Transparenzmodus angewiesen zu sein, der Akku verbraucht und die Umgebung unter Umständen verfälscht. Die Idee dahinter: Die LinkBuds können einfach den ganzen Tag getragen werden, etwa auch im Büro, ohne dass man Gespräche verpasst oder sie ständig herausnehmen muss. So soll das Online-Musikhören mit der Offline-Welt verknüpft werden. Zielgruppe sind junge Leute bis 30.
Die runde Ring-Treiber-Einheit wird durch eine zweite Kapsel am Ohrhörer ergänzt, die die Funktechnik und den Akku beinhaltet. Kleine Ear-Wings, die ausgewechselt werden können, sollen die ins Ohr gelegten Sony LinkBuds stabilisieren. Das Ergebnis sind sehr kleine und leichte Ohrhörer, die sich deutlich von der Konkurrenz unterscheiden.
Interessenten können die Sony LinkBuds noch im Februar für 180 Euro im Handel erwerben. Neben den Ohrhörern, dem Ladecase und fünf Ear-Wings legt Sony ein USB-A-auf-USB-C-Ladekabel bei.
Technische Daten und Funktionen der Sony LinkBuds
AAC mit Bluetooth 5.2 ohne Multipoint
Für die Funkübertragung setzen die LinkBuds auf Bluetooth 5.2. Als Audio-Codec stehen SBC und AAC zur Verfügung. Qualcomms aptX oder ein HD-Codec werden nicht geboten. Auch auf Multipoint müssen Nutzer verzichten – die Ohrhörer können immer nur mit einem Endgerät gleichzeitig verbunden werden und schalten nicht automatisch auf das priorisierte Gerät um, etwa wenn ein Anruf eingeht. Ein Wechsel des Endgeräts muss somit manuell angestoßen werden. Erfreulicherweise ist dies jedoch möglich, ohne die Verbindung auf dem aktiven Gerät zunächst beenden zu müssen – ein bereits zuvor einmal verbundenes Gerät kann die aktuelle Verbindung auf Wunsch unterbrechen.
Mit Unterstützung für Google Fast Pair und Microsoft Swift Pair lassen sich die LinkBuds einfacher mit Android und Windows koppeln, indem sie automatisch erkannt werden und der Einrichtungsassistent auf dem Smartphone oder PC startet.
12-mm-Ring-Treiber
Um das Design der LinkBuds mit zentralem Loch umsetzen zu können, kommt ein proprietärer, 12 mm großer Ring-Treiber zum Einsatz. Auf einen Transparenzmodus verzichten die Ohrhörer bauartbedingt ebenso wie auf eine aktive Geräuschunterdrückung.
Wie bei den Sony WF-1000XM4 (Test) dient der V1 als Prozessor in den Ohrhörern, der DAC, Kopfhörerverstärker und Bluetooth-Chip in das SoC integriert.
Kleines Ladecase für kleine Ohrhörer
Mit 31,1 × 48,5 × 41,1 mm fällt das Ladecase der LinkBuds angenehm klein aus und kann problemlos mitgeführt werden. Auch das Gewicht von nur 34 g überzeugt. Die Ohrhörer stehen sowohl bei der Größe als auch dem Gewicht, das bei jeweils 4,1 g liegt, in nichts nach. Im Vergleich zu den WF-1000XM4 sind sie 44 Prozent leichter und weisen ein um 51 Prozent geringeres Volumen auf. Das Ladecase der LinkBuds ist 17 Prozent leichter und 26 Prozent kleiner.
Um das Ladecase zu öffnen, muss die Taste an der Vorderseite gedrückt werden. Auch die Ohrhörer liegen nicht einfach magnetisch gehalten im Case, sondern rasten darin ein. Entnehmen lassen sie sich dennoch einfach und problemlos. Beim Einlegen der Ohrhörer in das Case muss nur daran gedacht werden, kurz auf den hinteren Teil der Ohrhörer zu drücken, damit sie einrasten.
Auf Wireless Charging muss beim Ladecase jedoch verzichtet werden. Es kann ausschließlich über den USB-C-Anschluss an der Rückseite geladen werden, der eine Schnellladefunktion bietet. Darüber stehen nach 10 Minuten genug Reserven für 1,5 Stunden Musikwiedergabe zur Verfügung.
5,5 Stunden mit einer Akkuladung
Die Akkus in den LinkBuds weisen eine Kapazität von jeweils 32 mAh auf, im Ladecase sind es 300 mAh. Sony verspricht eine Akkulaufzeit der LinkBuds von bis zu 5,5 Stunden mit einer Akkuladung, die über das Ladecase um weitere 12 Stunden auf insgesamt 17,5 Stunden verlängert werden kann. In der Praxis landen die LinkBuds bei 5:48 Stunden Akkulaufzeit bei mittlerer Lautstärke. Angesichts ihrer Größe ist das ein ordentlicher Wert. Ein weiterer Alltagstest mit aktiviertem „Speak-to-Chat“, adaptiver Lautstärkesteuerung und DSEE resultierte in einer Akkulaufzeit von 5:04 Stunden. Sony weist in der App aber auch darauf hin, dass eine Aktivierung zahlreicher Zusatzfunktionen die Akkulaufzeit verkürzt.
KI für die Geräuschunterdrückung beim Telefonieren
Für die Telefonie verspricht Sony eine klare Sprachqualität durch KI-basierte Algorithmen, durch die Umgebungsgeräusche effektiv ausgeblendet werden sowie die Stimme erkannt und in den Vordergrund gestellt werden soll. Wie gut dies in der Praxis funktioniert, wird ComputerBase im weiteren Verlauf mit Testaufnahmen untersuchen.
IPX4 gegen den Regen
Die Ohrhörer sind nach IPX4 zertifiziert, halten also Spritzwasser aus, womit sie sich auch im Regen tragen lassen. Sony weist jedoch darauf hin, dass sich der Schutz nicht auf Treibereinheit und Mikrofonöffnungen bezieht. Zu nass sollten die LinkBuds somit nicht werden.
Digital Sound Enhancement Engine
Auch die LinkBuds setzten auf Sonys „Digital Sound Enhancement Engine“ (DSEE), die komprimierte Musikstücke um fehlende Informationen bei hohen Frequenzen ergänzen soll, um den Klang zu verbessern. Die Funktion kann in der Headphones-Connect-App von Sony ein- und ausgeschaltet werden. Meistens ist DSEE durch eine Verstärkung der Höhen durchaus wahrnehmbar, aber auch Sonys Technologie kann keine gänzlich fehlenden Informationen wiederherstellen.
Adaptive Lautstärkeregelung
Eine adaptive Lautstärkeregelung ist vielen aus dem Automobilbereich bekannt, nun bietet Sony sie mit den LinkBuds auch bei den Kopfhörern. Dabei wird die Kopfhörerlautstärke automatisch erhöht, wenn die Umgebungsgeräusche lauter werden, und wird auf das ursprüngliche Niveau reduziert, wenn die Umgebung wieder leiser wird.
Speak-to-Chat
Bereits von den Sony WF-1000XM4 bekannt ist die Funktion „Speak-to-Chat“. Auch die Linkbuds beherrschen sie, so dass die Musikwiedergabe pausiert, sobald der Nutzer spricht. Die Wiedergabe setzt 15 Sekunden (Standard-Einstellung) nach dem letzten vom Träger gesprochenen Wort wieder ein, wobei die Zeitspanne in der App angepasst (5, 15 oder 30 Sekunden) oder ganz ausgeschaltet werden kann, so dass die Wiedergabe nicht von allein wieder einsetzt. Auch die Empfindlichkeit kann zwischen „Automatisch“, „Hoch“ und „Niedrig“ angepasst werden. Wie bei den Sony WF-1000XM4 dauert es bei den Linkbuds ebenfalls einen kurzen Augenblick, bis die Wiedergabe aussetzt, wenn man beginnt zu sprechen. Sie setzt aber zuverlässig aus und auch wieder ein, wenn man aufgehört hat zu reden. Zudem wird die Funktion nicht aktiv, wenn eine andere Person zu sprechen beginnt. Die Sorge, dass durch fremde Gespräche etwa im ÖPNV ständig die Wiedergabe unterbrochen wird, ist unbegründet. Ein kräftigeres Räuspern pausiert die Wiedergabe ebenso, ein leichtes nicht.
Google Assistant und Alexa mit Weckwort
Sowohl der Sprachassistent Google Assistant als auch Amazon Alexa lassen sich einfach über die Aktivierungsworte „Ok Google“ bzw. „Alexa“ aufrufen, ohne eine Taste drücken zu müssen, wenn der Nutzer die Dienste über die App koppelt und verwenden möchte.
Neues Bedienkonzept für die Steuerung
Die Sony LinkBuds setzen auf eine Berührungssteuerung, reagieren jedoch auf Erschütterungen, was das Bedienkonzept verändert und einen erweiterten Tippbereich ermöglicht. Der Nutzer muss nicht zwingend auf die Ohrhörer oder sein Ohr tippen, was nicht nur den Sitz der LinkBuds beeinträchtigen kann, sondern sich auch klanglich direkt auswirkt. Man kann problemlos sogar auf den Wangenknochen oder andere Bereiche rund um das Ohr tippen, um die Widergabe zu steuern. Durchaus gewöhnungsbedürftig, aber im Alltag interessant, wenn man den Sitz der Ohrhörer durch die Steuerung nicht verändern möchte. Das Tippgeräusch verschwindet jedoch nicht gänzlich, da sich auch ein Tippen auf den Knochenbereich um das Ohr überträgt. Auf Wunsch lässt sich dieser erweiterte Erkennungsbereich für die Steuerung in der Headphones-Connect-App deaktivieren.
Um Fehleingaben zu verhindern, ist einmaliges Tippen auf die Ohrhörer bei den LinkBuds nicht belegt – und lässt sich auch auf Wunsch nicht zuweisen. Nur doppeltes und dreifaches Antippen sind belegt. Im Auslieferungszustand ist das Antippen auf beiden Ohrhörern mit der Wiedergabesteuerung belegt. Einmaliges Tippen startet und pausiert die Wiedergabe, dreifaches Tippen springt hingegen einen Song weiter. Anrufe lassen sich mit zweimaligem Tippen annehmen und beenden, während dreifaches Tippen sie ablehnt. Die Steuerungsmöglichkeiten sind somit sehr begrenzt, da je Ohrhörer nur zwei Funktionen zugewiesen werden können.
Eingeschränkte Anpassung über die App
Über die Headphones-Connect-App kann die Steuerung teilweise angepasst werden. Teilweise, weil keine freie Zuweisung für doppeltes und dreifaches Antippen möglich ist, sondern immer nur Profile für beide Funktionen ausgewählt werden können. Wird statt der Wiedergabesteuerung die Funktion „Lautstärkeregler“ für einen Ohrhörer gewählt, erhöht doppeltes Antippen die Lautstärke auf diesem Ohrhörer, während dreifaches Antippen sie verringert. Es ist so aber insbesondere nicht möglich, Start/Pause auf doppeltes Tippen zu legen, das Verringern der Lautstärke aber auf dreifaches Tippen auf dem linken Ohrhörer und das Erhöhen der Lautstärke auf dreifaches Tippen auf den rechten Ohrhörer. Dass Sony in dieser Hinsicht so strikte Vorgaben macht, schränkt im Alltag ein und zerstört ein individuelles Bedienkonzept.
Neben Wiedergabe und Lautstärke lassen sich je Ohrhörer die Funktionen „Song auswählen“ (Vor/Zurück), „Sprachassistenz-Funktion“ (Starten/Abbrechen), Amazon Alexa, „Quick Access“ alias Spotify Tap (Spotify-Playlist starten) und „Nicht zugewiesen“ auswählen. In Summe stehen somit alle Funktionen über die Ohrhörer zur Verfügung – individuell an die eigenen Bedürfnisse einstellen lassen sie sich aber nicht.
Auto-Play und Auto-Pause
Auch über eine Trageerkennung über Infrarotsensoren an der Innenseite der Ohrhörer verfügen die LinkBuds, so dass die Wiedergabe pausiert wird, wenn ein Ohrhörer aus dem Ohr genommen wird, und wieder einsetzt, wenn er wieder ins Ohr gelegt wird. Diese Funktion lässt sich auf Wunsch ebenfalls in der App deaktivieren.
Einzelnutzung
Beide Ohrhörer der Sony LinkBuds lassen sich auch alleine nutzen. Der Wechsel von Mono zu Stereo und Stereo zu Mono erfolgt jeweils vollständig unterbrechungsfrei und ohne störende Signaltöne, sofern die Trageerkennung deaktiviert ist. Ist diese aktiviert, pausiert die Wiedergabe beim Herausnehmen eines Ohrhörers wie gewünscht und muss so beim Wechsel auf Mono wieder aktiviert werden. An der eingestellten Steuerungsbelegung des jeweiligen Ohrhörers ändert sich durch den Monobetrieb nichts.
Headphones-Connect-App mit vielen Optionen
Auf viele Funktionen der Headphones-Connect-App ist im Laufe des Tests bereits an passender Stelle eingegangen worden. Die App zeigt den Akkuladestand der beiden Ohrhörer und des Ladecases und ist in vier Reiter unterteilt: Status, Sound, System und Services. Unter „Status“ wird die aktuelle Wiedergabe mit Steuerungsfunktionen angezeigt, hinter „Sound“ verbergen sich Einstellungen zu „Speak-to-Chat“, dem 5-Band-Equalizer, 360 Reality Audio, DSEE und der Bluetooth-Verbindungsqualität. Bei letztgenannter Einstellung kann der Nutzer zwischen einer möglichst stabilen Verbindung oder einer hohen Klangqualität wählen, was sich auf den genutzten Audio-Codec auswirken kann. Bei den LinkBuds sollte immer die höhere Audioqualität gewählt werden, da mit SBC und AAC nur zwei Codecs bereitstehen, von denen keiner die Funkverbindung ausreizt.
Unter „System“ kann der Nutzer die Einstellungen zu Funktionen wie adaptive Lautstärkeregelung, Belegung der Bedienung, Weitbereich-Tippen, dem automatischen Ausschalten der Ohrhörer, der Trageerkennung und Firmware-Updates einstellen. Der Reiter „Services“ beinhaltet hingegen die Einstellungen zu Spotify Tap.
Der Funktionsumfang ist somit etwas geringer als bei den WF-1000XM4, was auch in den unterschiedlichen technischen Möglichkeiten beider Modelle begründet ist. Dennoch stellt Sony erneut viele Funktionen bereit, die je nach Einsatzzweck nützlich sind – „Speak-to-Chat“ hat sich im Alltag beispielsweise erneut als sehr praktisch erwiesen und auch die adaptive Lautstärkeregelung weiß je nach Umgebung zu gefallen.
Angenehmer Sitz ohne Tauchglocke oder Druck
Die Sony LinkBuds sitzen sehr angenehm, entfalten keinerlei Druck im Gehörgang und erzeugen durch den weiterhin offenen Gehörgang auch keinen Tauchglockeneffekt. Dem Versprechen, sich aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichts angenehm zu tragen, kommt Sony auf ganzer Linie nach. Ob sie ins individuelle Ohr passen und sich mit den Ear-Wings ausreichend stabilisieren lassen, lässt sich jedoch nicht pauschal beantworten. Für normales Laufen und leichtes Joggen sitzen sie beim Tester fest genug im Ohr, bei sportlicherer Gangart und ruckartigeren Bewegungen lockert sich der rechte Ohrhörer jedoch immer wieder, während der linke länger an Ort und Stelle verweilt.
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