Snapchat-Symbol auf einem Display: Der neue KI-Chatbot stört viele
Foto: Thomas Trutschel / photothek / IMAGOAn »My AI« kommt auf Snapchat inzwischen niemand mehr vorbei. So heißt ein neuer Chatbot mit künstlicher Intelligenz, der seit Ende April kostenlos über den Instant-Messaging-Dienst nutzbar ist. Das Programm basiert auf ChatGPT, wie »Techcrunch « berichtete.
Das Portal beschreibt auch, auf wie viel Kritik die Neuerung innerhalb Snapchats Nutzerschaft stößt: Der Bot ist in der Chat-Übersicht dauerhaft an erster Stelle in der Kontaktliste angeheftet, das stört Nutzerinnen und Nutzer. Aus der Kontaktliste schmeißen oder blockieren könnten ihn nur Personen, die »Snapchat+«, das Abonnement-Angebot von Snapchat, nutzen. Wer die App gratis verwendet, kann den Bot nicht von seinem obersten Platz unter den Kontakten verbannen.
Der Bot fragt nach Bildern, verschickt selbst jedoch keine
Zudem überzeugt auch die Funktion des Bots viele Nutzerinnen und Nutzer nicht, was sich auch in einem kurzen Test des SPIEGEL nachvollziehen ließ:
Wer das neue Programm zum ersten Mal öffnet, bekommt eine Willkommensnachricht, auf die direkt geantwortet werden kann. Der Bot selbst kontaktiert die Nutzerinnen und Nutzer nicht, er reagiert nur auf die Eingaben der Menschen.
Wird der Bot danach gefragt, ob er ein Freund ist, bejaht er dies im Test. Einmal schlägt er bei der Frage auch das Teilen von Snaps vor. Snaps ist die Bezeichnung für Bildnachrichten in der App, die nach dem Öffnen automatisch gelöscht werden. Er bittet also darum, Bilder zugeschickt zu bekommen, und erkennt offenbar auch, was darauf zu sehen ist: Nachdem ihm testweise ein Foto aus dem ICE-Fenster geschickt wurde, bezieht er sich in seiner Antwort darauf. Allerdings kann »My AI« in der kostenlosen Version selbst keine Bilder als Antwort schicken. Das macht er nur bei denjenigen, die das Premium-Paket abonniert haben. Dann soll der Bot mit einem von der Software generierten Foto antworten, wie etwa die »Süddeutsche Zeitung « berichtete.
Chat mit dem Snapchat-Bot »My AI«: Der Bot bezeichnet sich als »Freund«
Foto: Snapchat»My AI« kennt den Standort
Auf dem sozialen Netzwerk TikTok zeigen sich Userinnen und User überdies besorgt, weil der Chatbot offenbar ihren Standort kannte, ohne dass sie ihn angegeben hätten. Im Test zeigt sich: Bei der Frage »Weißt du, wo ich wohne?« antwortet der Bot auf Englisch. Demnach kann er den Standort der Nutzerin oder des Nutzers sehen, auch wenn sie oder er diesen nicht auf der »Snap Map« teilt. Die »Snap Map« ist eine App-interne Karte, auf der Nutzerinnen und Nutzer ihren Standort mit ihren Kontakten in der App teilen können.
Im sogenannten »Geistmodus« wird der eigene Standort nicht für andere auf dieser Karte sichtbar – allerdings kann Snapchat selbst den Standort trotzdem erkennen. Um das zu verhindern, müssen Nutzerinnen und Nutzer in ihren Smartphone-Einstellungen der App die Berechtigung für den Standortzugriff verweigern. Ansonsten kann auch »My AI« den Standort kennen, obwohl der »Geistmodus« aktiviert ist.
Auch der Inhalt des ein oder anderen Chatbot-Gespächs wird im Netz kritisiert. So hat sich ein erwachsener Journalist des »Wall Street Journal « gegenüber »My AI« als 15-Jähriger ausgegeben. Der Bot soll ihm Tipps gegeben haben, wie er den Geruch von Alkohol und Marihuana überdecken kann. In einem anderen Chat, über den in dem Artikel berichtet wird, soll das Programm einem angeblich 13-jährigen Nutzer Tipps für seinen ersten Geschlechtsverkehr gegeben haben.
Die Unzufriedenheit mit dem neuen KI-Chatbot in der Snapchat-App zeigt sich auch bei den App-Bewertungen. Im App Store von Apple häufen sich negative Kommentare: »My AI was soll das?!!!«, lautet etwa die Kommentar-Überschrift von »gillivanilli420«, die oder der mit dem Löschen der App droht. »jussef geilo« kommentiert: »Bitte macht My AI weg«, »juliahartleb« schreibt »kein bock eine künstliche intelligenz in meinen chats zu haben« und »fatiisthierhallo« findet den Bot gruselig: »ich habe angst vor dem«.
Auch im Google Play Store wird die neue Funktion in den Bewertungen kritisiert. »Ich warte bestimmt schon seit 2 Jahren auf den Dark Mode aber jetzt plötzlich führen die noch eine KI ein die sich nicht entfernen lässt. Man wird von Filtern zugemüllt. Macht doch mal endlich etwas sinnvolles anstatt die App weiter zu zerstören oder alle 2 Wochen ein neues Design zu machen«, schreibt der Nutzer Eric Lauterbach.
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