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Landwirte im Teufelskreis der Überforderung - Onetz.de

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BBV-Kreisobmann Josef Irlbacher und Geschäftsführer Josef Wittmann machen sich für die von Klimawandel und Vorschriften gebeutelten Landwirte stark.

Bild: bl

"Wir sind für euch da": Mit diesem Aufkleber vom Verein UBB (Unsere Bayerischen Bauern) macht der Bauernverband (BBV) im Landkreis mobil gegen die Bedingungen, die der Landwirtschaft zu schaffen machen. Und das sind eine ganze Menge. Sechs Seiten an Stichpunkten haben BBV-Geschäftsführer Josef Wittmann und Kreisobmann Josef Irlbacher zum Gespräch mit Oberpfalz-Medien in die Nabburger Redaktion mitgebracht um einzufordern, was vor allem für kleinere und mittlere Betriebe überlebenswichtig ist.

Der BBV-Kreisobmann hat gerade erst am Vortag seine Wintergerste eingefahren und ist enttäuscht: 30 bis 35 Prozent weniger Ertrag. Er führt das auf den "Zwiewuchs" zurück, den Anteil an grünen Ähren, die durch den Spätfrost im Mai nicht mehr aufholen konnten und nun auch noch einen Trocknungsvorgang erforderlich machen. Doch das ist nicht der einzige Faktor, der den Landwirten zu schaffen macht. Was sie quält, ist eine Kombination von Klimawandel und Wassermangel. Dazu kommen die "roten Gebiete", als mit nitratbelastet eingestufte Areale, für die eine verschärfte Dünge-Verordnung gilt. Von einer "Politik der Reduzierung der Viehbestände " ist die Rede und davon, dass kleinere und mittlere Betriebe von all dem überfordert sind und zunehmend resignieren. Großprojekte wie Bahnstromtrassen, Ostbayernring oder Süd-Ost-Link geben so manchem den Rest.

"Die Böden sind nach wie vor zu trocken, beim Pflügen kommt trockener Boden nach oben", berichtet Wittmann und runzelt angesichts der geringen Wasservorräte die Stirn. Im gestressten Wald würden sich Schädlinge breitmachen, Harvester-Kapazitäten seien knapp, weil es so viel aufzuarbeiten gibt. "Auch beim Waldumbau haben wir ein Riesenproblem", ergänzt Irlbacher: "Alles, was wir im Wald anpflanzen, verdorrt uns unter der Hand." Längst sei der Klimawandel nicht mehr wegzudenken, man müsse sich auf eine andere Bodenbearbeitung einstellen, "doch Kohlendioxid-Bindung funktioniert auch nur mit Wasser". Ein Grund mehr für den BBV, nun auch Chancen zur Bewässerung auszuloten. Uferfiltrat aus dem Naabtal, Kiesweiher oder der Stausee bei Neunburg geraten da ins Blickfeld.

"Alles hängt mit allem zusammen", erklärt der BBV-Geschäftsführer und macht das am Beispiel der Wasserrahmenrichtlinie fest. So sei es nicht richtig, die Schuld an der schlechten Wasserqualität im Regen den Landwirten zuzuschieben: Hitze, Wassermangel, Abwässer durch mehr Einwohner, all das müsse man dabei in Betracht ziehen. Noch mehr Kritik hagelt es, wenn es um die "roten Gebiete" geht, Areale, für die besonders hohe Auflagen der Düngeverordnung gelten. Zu pauschal und nicht nachvollziehbar seien hier die Vorgaben, die bisherigen Messstellen "meist ungeeignet". "Da muss das Verursacher-Prinzip klar sein, man kann hier nicht einfach rechnen, modellieren und drüberstülpen", empören sich die BBV-Vertreter, die als Problemgebiet im Landkreis den sogenannten Burglengenfelder Malm westlich der Kreisstadt im Visier haben. Mehr Lagerkosten, strengere Ausbringzeiten, geringere Flexibilität zählen sie als Folgen auf und beklagen das immer strengere Korsett bei ohnehin reduzierten Zahlen in der Viehhaltung. "Viele Landwirte hören auf, wenn dann ein Investitionssprung ansteht", prophezeit Wittmann. Für Irlbacher ist offensichtlich, dass die Landwirte längst auf Berater angewiesen sind, um all das zu erfüllen, was auf sie von allen Seiten als Vorschrift einhagelt. Vor allem aber wollen sie, dass der Sachverstand der Landwirte endlich mehr Gehör findet und ihre Bemühungen auch honoriert werden. "Die Landwirte sollen Vorbilder sein, man stellt hohe Ansprüche an sie und setzt sie gleichzeitig dem Wettbewerb aus", klagt Wittmann, "dabei kommen sie unter die Räder".

Nicht zuletzt sind auch die Landwirte nicht ganz ohne Blessuren durch die Corona-Pandemie gekommen. Auch sie plage die Angst aller Selbstständigen, denen eine Krankschreibung wenig nutzt. Außerdem bekämen auch die Bauern im Landkreis Verwerfungen am Markt zu spüren, wie sie beispielsweise durch die Corona-Fälle bei Tönnies der Fall waren. Das Zentral-Landwirtschaftsfest ist wegen der Ansteckungsgefahr im übrigen auch gestrichen - ersatzlos. Der nächste Termin dafür ist turnusgemäß erst in vier Jahren.

Prognosen für ganz Deutschland:

Deutschland & Welt

Die Getreideernte ist bereits angelaufen, auch dieses Feld bei Wackersdorf wird bald an der Reihe sein. Auch wenn es heuer etwas mehr geregnet hat als in den Vorjahren, müssen die Landwirte im Landkreis bei der Wintergerste mancherorts Abstriche machen.

Bild: Gerhard Götz

Bei Bergelshof wurde bereits Triticale gedroschen, eine Kreuzung zwischen Roggen und Weizen. Doch nicht immer erfüllt der Ertrag die Erwartungen der Landwirte, die dafür ganz klar auch den Klimawandel verantwortlich machen.

Bild: Josef Wittmann/exb

Volle Ähren wünschen sich die Landwirte bei der Getreideernte. Doch der Klimawandel macht ihnen da häufig einen Strich durch die Rechnung.

Bild: Josef Wittmann/exb

Die Landwirte sollen Vorbilder sein, man stellt hohe Ansprüche an sie und setzt sie gleichzeitig dem Wettbewerb aus. Dabei kommen sie unter die Räder

BBV-Geschäftsführer Josef Wittmann

Bild: bl

BBV-Geschäftsführer Josef Wittmann

Auch beim Waldumbau haben wir ein Riesenproblem. Alles, was wir im Wald anpflanzen, verdorrt uns unter der Hand.

BBV-Kreisobmann Josef Irlbacher

Bild: bl

BBV-Kreisobmann Josef Irlbacher

Hintergrund:

Rückläufige Viehbestände

Im Landkreis Schwandorf sind die Viehbestände seit mindestens fünf Jahren deutlich rückläufig. Der Bauernverband hat dazu Zahlen: 2019 gab es im Landkreis 65 060 Rinder, im Jahr 2014 waren es 68 940, der Höchststand lag 1987 bei 88 637. Im Vorjahr wurden 23 675 Schweine registriert, 2014 waren es noch 26 566, 1993 gab es fast doppelt so viel im Landkreis wie 2019.




July 26, 2020 at 08:02PM
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