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Solidarische Landwirtschaft: Ehemaliger Soldat wird zum Landwirt - BR24

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Florian Blank hat als Zeitsoldat Eurofighter repariert. Heute arbeitet der Mann mit dem wilden schwarzen Bart jeden Tag von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang in den Beeten seines gepachteten Hofes in Busbach im Landkreis Bayreuth. Blank nennt sich "Freigärtner" und ist tatsächlich unabhängig von Supermärkten und globalen Marktzwängen.

System "Solawi": Solidarische Landwirtschaft

Denn Florian Blank verkauft seine Produkte nicht. Sie gehören den Mitgliedern einer Erzeugergemeinschaft. Der 35-Jährige betreibt Solidarische Landwirtschaft, kurz "Solawi".

"Bei dieser anderen Art der Landwirtschaft entwickeln Erzeuger und Verbraucher eine gemeinschaftliche Produktion. Sie entscheiden gemeinsam, was sie benötigen und sorgen auch miteinander dafür, dass produziert werden kann." Florian Blank, Freigärtner

Konkret bedeutet das: Die Abnehmer, auch Ernteteiler genannt, setzen sich mit Blank zu Beginn eines landwirtschaftlichen Jahres an den Tisch und entwickeln einen Anbauplan für Obst, Kräuter und Gemüse. Dabei wird auch klar, welche Kosten entstehen werden. Diese werden auf die Ernteteiler umgelegt. Sie bezahlen ihren Beitrag im Voraus. Als Produzent setzt Blank den Plan um. Die Ernteteiler erhalten dann jede Woche ihren Anteil an der Ernte.

29 Ernteteiler für den Freigarten

Im Juli 2020 hat Florian Blank 29 Ernteteiler gefunden. Alle wohnen nur wenige Kilometer von seinem Hof entfernt. Die Ernte bringt Blank in Depots, die für die Ernteteiler gut erreichbar sind. Dort kann sich jeder nehmen, was ihm zusteht. Wie viel das ist, schreibt der Gärtner auf einen Zettel und legt ihn zu den frischen Kohlrabi, Zucchini oder Salatköpfen.

Schädlingsbekämpfung ohne Chemie

In seinem "Freigarten Stein" hat Blank zwei Gärten angelegt: den Markt- und den Bauerngarten. Hier wachsen in langen Beeten unter anderem Knoblauch, Zucchini, Mais und Salat. Blank arbeitet mit Naturdünger: in einem großen Bottich hat er Brennnesseljauche angesetzt. Schädlinge akzeptiert er, ohne sie mit Chemie zu bekämpfen. "In ein, zwei Jahren wird sich ein Gleichgewicht zwischen Schädlingen und ihren Fressfeinden eingependelt haben", ist der Gärtner überzeugt. "Wenn die Erde gut ist, geht es auch den Pflanzen gut", lautet sein Erfolgsrezept. Zusätzlich streicht sein muskulöser und tätowierter Arm hin und wieder zärtlich über die jungen Salatpflänzchen, denn "so werden sie kräftiger und robuster."

Regionale Produkte für 60 Euro im Monat

Und was passiert mit der Roten Bete, wenn ein Ernteteiler keine mag? Für diese Fälle gibt es die Tauschkiste. Dort könne jeder hineinlegen, was er nicht so gerne isst und sich dafür etwas anderes herausnehmen, erklärt Blank. Für die Ernteteiler bedeutet das Konzept Solawi, dass sie den Ort kennen, wo ihr Gemüse und Obst gewachsen ist und auch den Gärtner, der die Rüben aus der Erde zieht. Es bedeutet vor allem, immer regionale Produkte im Vorratskeller zu haben. "Da wollen wir hin", sagt Blank. "Im ersten Jahr konnten wir außer Kartoffeln nicht viel Lagergemüse produzieren." Der Preis? "Derzeit pro Monat 89 Euro für eine große Kiste, also für eine Familie, 60 Euro für einen Singlehaushalt". Das entspricht zwei bzw. drei Euro pro Tag.

Eine Nische wird zum Trend

Blank investiert derzeit alle Einkünfte wieder in den Hof, in den er bei der Gründung vor zwei Jahren 50.000 Euro gesteckt hat. Einen Lohn nimmt er sich noch nicht vom Beitrag der Ernteteiler. Der ehemalige Soldat finanziert seinen Lebensunterhalt noch vom Übergangsgeld der Bundeswehr. Doch das läuft bald aus. Damit der Freigarten Stein dauerhaft und nachhaltig existieren kann, benötigt der Freigärtner im Jahresdurchschnitt 100 bis 125 Ernteteiler.

Auftrieb durch die Corona-Pandemie

Blank ist zuversichtlich, dass er diese Zahl in den kommenden zwei Jahren erreichen wird. Denn das Konzept der Solidarischen Landwirtschaft liegt voll im Trend. Die Corona-Pandemie hat ihm weiteren Auftrieb gegeben. "Es ist noch immer eine Nische und ungewöhnlich", meint Blank. Aber immer mehr Menschen würden den Bezug zu ihren Lebensmitteln suchen. Die Konsumenten werden anspruchsvoller, was Qualität und Regionalität sowie umweltverträgliche Anbaumethoden betrifft.

Dass Blank sich nun mit dem Anbau von Knoblauch und Kohlrabi beschäftigt, hat mit seinen bisherigen Erfahrungen zu tun. Sein Weg von der Bundeswehr zur Landwirtschaft erforderte viel Selbstreflexion.

"Der Auslöser war, dass ich mit den Lebensmitteln, die ich bekommen konnte, und mit der Perspektive, die ich in meiner Arbeit hatte, unzufrieden war. Ich wollte etwas tun, bei dem ich früh aufstehe und gerne dort hingehe." Florian Blank, Freigärtner

Von der Bundeswehr auf den Acker

Blank krempelte sein Leben radikal um. Er verließ die Bundeswehr, machte eine Ausbildung zum Landwirt, absolvierte ein Praktikum bei einer Solidarischen Landwirtschaft in der Nähe von München und studierte einige Semester Geoökologie an der Uni Bayreuth. Acht Jahre, in denen er sich auf sein Ziel vorbereitete und es akribisch durchplante: einen eigenen Hof zu pachten.

Landkreis Bayreuth: Ein Hof mit Potential

Den Hof findet Florian Blank im Jahr 2018. Wenige Kilometer außerhalb von Bayreuth, auf einem sanften Hügel, mitten im nirgendwo: Ein Ort mit Felstürmen zwischen den Bäumen. "Es ist ein Privileg, hier arbeiten zu dürfen", meint Blank und lässt den Blick über die viereinhalb Hektar Land seines Hofes schweifen. Das verfallene Gebäude soll noch zum Geräteschuppen umgebaut werden. Irgendwann will er mit seiner Frau hier ein Haus bauen, aber das ist Zukunftsmusik.




July 17, 2020 at 11:25AM
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