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Deutschland geht trotz Regens das Wasser aus, dabei wäre die Lösung ganz einfach - FOCUS Online

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Wasser gibt es in Deutschland mehr als genug – zumindest sagen das die Statistiken. Laut Bundesumweltamt hat die mittlere jährliche Niederschlagsmenge in Deutschland seit Beginn der Aufzeichnungen (1881) sogar um rund 10 Prozent zugenommen. Und noch eine Zahl wirkt bemerkenswert: Von den 188 Milliarden Kubikmetern Wasser, die jährlich durch Flüsse und Regen ins Land kommen, werden nur knapp 13 Prozent verwendet.

Niederschlag verschiebt sich in die Wintermonate

Wie aber passt der eigentliche Wasserüberfluss mit den Notstandsmeldungen einzelner Landkreise und dem Dürreklagen der Landwirtschaft zusammen? Der Grund liegt in der Verschiebung der jährlichen Niederschlagsverteilung.

Während die Winter zunehmend nasser werden, lassen immer mehr Hitzetage im Sommer das Wasser verdunsten. In den letzten 70 Jahren stieg die Zahl der Hitzetage (über 30 Grad) laut Umweltbundesamt im Mittel von drei auf 20. Das hat Konsequenzen: Denn das verdampfende Wasser sammelt sich in der Atmosphäre und führt zu starken Wolkenbrüchen, deren große Regenmassen von der Vegetation nur begrenzt aufgenommen werden können. Der Großteil aber wird in die Flüsse geleitet.

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In der Folge sinkt der Grundwasserspiegel, was Landwirtschaft und sogar Bürger in Deutschland zu spüren bekommen. So ging der niedersächsischen Gemeinde Lauenau vergangenen Samstag kurzzeitig das Trinkwasser aus.

„Der Regen fällt dummerweise nicht mehr wann und wie wir ihn brauchen“

„Der Regen fällt dummerweise nicht mehr wann und wie wir ihn brauchen“, analysiert Matthias Schöniger im Gespräch mit FOCUS Online das Dilemma. Deswegen forscht der Hydrologe an der Universität Braunschweig an neuen Methoden für ein intelligentes Wassermanagement. Ziel ist es, das eigentlich vorhandene Wasser auf das gesamte Jahr und vor allem auf die bedarfsintensiven Sommermonate zu verteilen.

„Besonders wichtig ist, das Wasser möglichst lange in der Landschaft verweilen zu lassen“, erklärt Schöniger. Was der Experte damit anspricht, ist der massive Rückgang an natürlichen Wasserspeichern in Deutschland. Besonders durch die Austrocknung und Bebauung von Mooren und Auen wären in der Vergangenheit großflächig natürliche Süßwasserspeicher verlorengegangen. Nach Angaben des Naturschutzbund Deutschlands sind 95 Prozent der ursprünglichen deutschen Moore mittlerweile entwässert. „Hier braucht es endlich eine Rückbesinnung“, fordert Schöniger.

Wassermanagement an den Küsten ein wichtiger Faktor

Der Umgang mit Wassermassen besitzt auch an den deutschen Küsten seitjeher eine wichtige Bedeutung, denn viele Regionen wie die Wesermarsch liegen unterhalb des Meeresspiegels. Deiche und Pumpsystem sorgen dafür, dass das Land von der angrenzenden Nordsee nicht überflutet wird und Regenfälle das Gebiet nicht volllaufen lassen.

Die mechanische Entwässerung des Gebiets über unzählige kleine Kanäle macht eine Besiedlung somit überhaupt erst möglich. Und so werden jeden Winter große Teile des Süßwassers „aus dem kilometerlangen Grabensystem in die Nordsee entwässert, um so Platz für neue Regenfälle zu schaffen“, sagt Mathias Paech vom Gründlandzentrums Niedersachsen/Bremen im Gespräch mit FOCUS Online. Süßwasser, nach dem die Landwirtschaft in den heißen und trockenen Sommermonaten lechzt.

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Was fehlt, sind Speichermöglichkeiten, an deren Entwicklung Paech und sein Team aktuell arbeiten. Helfen könnten sogenannte Polder – künstlich angelegte Becken, in denen das Wasser für die spätere landwirtschaftliche Verwendung gespeichert wird. Auch Hydrologe Schöniger sieht in den Poldern ein wichtiges Instrument für ein effizienteres Wassermanagement: „Es macht keinen Sinn, dass in den Marschgebieten Niedersachsens Millionen Liter Süßwasser in die Nordsee gepumpt werden und 75 Kilometer weiter östlich die Felder im Geestland mit Grundwasser versorgt werden."

Gleichzeitig stehe aber auch die Landwirtschaft in der Pflicht, bei der Bewässerung effizientere Methoden einzusetzen. Ein Beispiel könnten sich die deutschen Landwirte an Ländern wie Israel nehmen, wo Bewässerungsanlagen um ein Vielfaches sparsamer arbeiten würden als hierzulande.

Dezentrale Wasserversorgung als Vorsorge gegen Belastungsspitzen

Neben der effizienteren Nutzung des Wassers in Form von Speichermöglichkeiten verweist der Hydrologe aber noch auf einen weiteren wichtigen Aspekt: ein dezentrales Versorgungssystem.

Zu viele Regionen in Deutschland würden ihr Wasser ausschließlich aus einer Bezugsquelle schöpfen, was zunehmend zur Gefahr führe, dass zukünftige Belastungsspitzen teils nicht ausreichend überbrückt werden könnten. Anders macht es die Stadt Braunschweig.

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Hier kommen große Teile des Trinkwassers aus dem südlich gelegenen Harz. Gleichzeitig wurden alte Trinkwasseranlagen wieder in Betrieb genommen, um etwaige Belastungsspitzen abzufedern. Aus Sicht Schönigers „ein Paradebeispiel für ein dezentrales Versorgungssystem“.

Die auftretenden Dürreereignisse lassen sich also nicht auf einen grundsätzlichen Wassermangel zurückführen. „Was wir in Deutschland haben, ist eine wasserwirtschaftliche Dürre“, sagt der Hydrologe. Und die lässt sich anders als eine echte Wasserknappheit deutlich leichter beheben.




August 12, 2020 at 02:25AM
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