
Auch vor dem Kindle macht der Trend zu größeren Bildschirmen mit kleineren Rändern nicht halt
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELDer Paperwhite ist so etwas wie der VW Golf unter Amazons E-Readern: Besser als die Einstiegsmodelle, aber nicht gut genug für die Oberklasse. Doch genauso wie VW den Golf einst auch als Cabrio und als höher gelegte Plus-Version angeboten hat, hat Amazon sein Paperwhite-Portfolio jetzt aufgespreizt. Neben dem Paperwhite gibt es nun den Paperwhite Kids und eine Signature Edition. Der auf den ersten Blick sichtbare Unterschied: Sie kosten alle unterschiedlich viel.
Ansonsten teilen die drei Modelle einige Gemeinsamkeiten. Sie haben alle einen mit 6,8 Zoll (ca. 17 cm) größeren Bildschirm als der Vorgänger, der sich mit 6 Zoll (ca. 15 cm) begnügen musste. Die Auflösung ist mit 300 Pixel pro Zoll (ppi) sehr fein und auf dem Niveau einfacher Laserdrucker. Außerdem sind alle drei Paperwhite-Varianten nach IPX8 wasserfest und können nur per WLAN-Verbindung mit dem Internet aufnehmen. Damit ist der teure Oasis derzeit der einzige Kindle, dem das auch übers Mobilfunknetz gelingt.

Deutlich gewachsen: Der neue Kindle Paperwhite (rechts) im Vergleich mit dem Vorgängermodell
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELGetestet habe ich die Signature Edition des Kindle Paperwhite, also die teuerste Variante mit den meisten Extras. Und ich habe sie verglichen, sowohl mit einem Kindle Oasis 3 als auch mit einem Kindle Paperwhite von 2019. Verglichen mit dem Vorgänger ist das neue Display für mich die wichtigste Neuerung. Zum einen, weil es größer ist. Dadurch ist der neue Kindle Paperwhite zwar etwas weniger handlich, bietet aber viel mehr Lesefläche, die sich deutlich bemerkbar macht. Man muss einfach seltener blättern.
Und man kann schneller blättern, sagt zumindest Amazon. Seitenwechsel absolviere der neue Paperwhite 20 schneller als sein Vorgänger, heißt es von dem Unternehmen. Spürbare Vorteile bringt das nach meiner Ansicht allerdings nicht. Versuchen Sie doch einfach mal, eine Buchseite 20 Prozent schneller umzublättern als die davor. Die Zeitspanne, die das E-Ink-Display eines Kindle braucht, um von einer Buchseite zur nächsten zu blättern, war auch bei der Vorgängergeneration schon schnell genug. Dass ein solches Display langsamer reagiert als etwa ein Handybildschirm, zeigt sich eher beim Stöbern im Kindle-Shop, bei dem jedes Umblättern von einem, deutlichen Flackern begleitet wird.
Wichtiger als die Umblättergeschwindigkeit ist mir, dass man jetzt die Farbtemperatur des Bildschirms ändern kann. Falls Ihnen der Begriff nichts sagt: als kalt wird Licht bezeichnet, wenn es einen hohen Blauanteil hat, als warm, wenn es rötlicher ist. Kaltem Licht wird nachgesagt, es könne sich negativ auf den Schlaf auswirken. Wohl deshalb kann man in den Einstellungen festlegen, dass der Bildschirm nach einem festen Zeitplan oder von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang auf einen warmen Bernstein-Farbton umschaltet. Auf Smartphones wird eine ähnliche Funktion als »Nachtmodus« oder »Night Shift« bezeichnet. Während mir dieses Umschalten am Kindle nicht wichtig ist, wähle ich gern, für alle Stunden des Tages, einen etwas wärmeren Farbton aus. Ich empfinde das einfach als angenehmer.


Von Blauweiß bis Bernstein: Links die kälteste Einstellung für die Farbtemperatur, rechts die wärmste
Für das neue Modell verspricht Amazon »die längste Akkulaufzeit, die es bisher bei Kindle gab«, nämlich »bis zu 10 Wochen«. Das gilt freilich nur, wenn man das WLAN abschaltet, die Helligkeit auf die Hälfte des Maximus dimmt und nicht länger als 30 Minuten täglich liest. Oder, um es klar zu sagen: Wie lange der Akku durchhält, hängt davon ab, wie man seinen Kindle benutzt. Nach ein paar Wochen mit dem neuen Paperwhite kann ich mich immerhin darauf festlegen, dass er mindestens so lange durchhält wie sein Vorgänger und substanziell länger als ein Kindle Oasis.
In meinem Fall heißt das, dass ich ihn trotz regelmäßiger Nutzung bisher erst einmal aufgeladen habe: direkt nach dem ich Auspacken. Das hatte mehrere Gründe. Zum einen wollte ich mit 100 Prozent Akkuladung starten, um mir einen Eindruck von der Akkulaufzeit machen zu können. Zum anderen wollte ich den USB-C-Ladeanschluss testen, für den zwar ein Kabel, aber kein Netzteil im Karton liegt. Eine volle Ladung soll damit binnen zweieinhalb Stunden gelingen, sofern man ein Netzteil mit mindestens neun Watt Leistung nutzt.
Und schließlich war ich gespannt auf die kabellose Ladefunktion der Signature Edition. Und ja, die funktioniert, wenn man ein Ladepad hat, das dem Kindle genug Platz bietet. Welchen Sinn dieses Extra haben soll, ist mir aber schleierhaft. Wie gerade erklärt, läuft der E-Reader bei normaler Nutzung wochenlang, bevor man ihn aufladen muss. Eine Notwendigkeit, ihn mal eben kabellos nachzuladen, sehe ich nicht. Aber vielleicht gibt es Hardcore-User, die sich darüber freuen.
Dasselbe gilt für die 32 Gigabyte Speicher der Signature Edition. Ich bin in den vielen Jahren, die ich E-Reader nutze, auch bei 8-GB-Modellen nie an die Grenzen des Speicherplatzes gekommen. Wer beispielsweise viele PDF-Dokumente auf seinen Kindle lädt, könnte daraus, mehr Nutzen ziehen. Ein Extra der teuersten Paperwhite-Version, das ich durchaus schätze, aber nicht für essenziell halte, ist der Lichtsensor, der die Helligkeit des Bildschirms abhängig vom Umgebungslicht steuert. Das ist nett, aber verzichtbar.
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Fazit
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