
Nein, das ist weder ein Drucker noch ein übergroßes Telefon
Foto: Ghislain & Marie David de Lossy / Getty ImagesWenn Sie zum ersten und vermutlich letzten Mal in diesem Jahrzehnt etwas per Fax verschicken müssen, können Sie das von manchem Copyshop aus erledigen oder das Faxgerät des Empfängers mit einem Webdienst adressieren. Für diesen Weg brauchen Sie keinerlei spezielle Anschlüsse, bezahlen pro verschicktem Fax nur wenige Cent oder gar nichts.
Der Weg über den Copyshop hat leider zwei Mängel: Erstens können Sie elektronische Unterlagen nur von einem USB-Stick aus verschicken. Den stecken Sie im Laden in einen ungeschützten Rechner und fangen sich dabei vielleicht einen Computervirus ein. Für kurze Nachrichten empfiehlt sich daher, den Inhalt vorher zu Papier zu bringen und für den Faxversand scannen zu lassen. Zweitens können Sie im Copyshop keine Faxe empfangen. Wenn der Empfänger Ihr Fax am nächsten Tag beantwortet, landet diese Antwort zwar beim Copyshop, wird von dort aber wohl kaum den Weg zu Ihnen finden.

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Besser fahren Sie, wenn Sie Faxe übers Internet verschicken: Dazu melden Sie sich mit Ihrer E-Mail-Adresse bei einem einschlägigen Webserver (siehe unten) an und laden Ihre Nachricht zum Versand hoch. Oder Sie verfassen Ihre Botschaft als E-Mail, um sie über ein sogenanntes E-Mail-Fax-Gateway zustellen zu lassen. Beides gelingt vom Schreibtisch aus oder auch von unterwegs, stößt aber je nach Dienstanbieter an unterschiedlich enge Grenzen, etwa, weil die Betreiber der Dienste die verschickten Faxe mit Werbung versehen, wie in der Tabelle unten vermerkt.

Die attraktivsten Fax-Webdienste
Foto: c'tMit einem stationären Internetanschluss haben Sie die Chance, Faxe auch ohne externe Dienstanbieter zu senden und empfangen. Falls Sie ein »Mufu« (Multifunktionsgerät mit Scanner, Drucker, Kopierer und Fax) besitzen, schlagen Sie in dessen Bedienungsanleitung nach, ob und wie es mit Faxen umgehen kann. Sie können aber auch viele Internetrouter zum Faxen verwenden. Wie Sie das anstellen, zeigen wir am Beispiel der in Deutschland weit verbreiteten Fritzbox.
Fritz, fax!
Alle Einstellungen einer Fritzbox können Sie unabhängig vom Betriebssystem Ihres Computers unter der Standardadresse fritz.box im Webbrowser anpassen. In den meisten Fällen – immer dann, wenn Ihr Router nicht an einer hausinternen ISDN-Telefonanlage hängt – sind die Rufnummern, über die Sie von außen erreichbar sind, Internet-Rufnummern. Um über eine solche Nummer zu faxen, aktivieren Sie auf der Fritzbox-Seite »Telefonie/Eigene Rufnummern« am unteren Fensterrand im Register »Anschlusseinstellungen« das T.38-Protokoll. Dann werden die Fax-Nachrichten nicht als analog modulierte Töne, sondern in IP-Pakete verkapselt digital übertragen.

Mit dem Browser können Sie direkt von der Webseite Ihrer Fritzbox aus faxen – solange Sie keine besonderen Anforderungen ans Layout stellen
Foto: c'tFür alle weiteren Fax-relevanten Angaben öffnen Sie »Telefonie/Telefoniegeräte«. Die schwierigste Entscheidung, die Sie nun treffen müssen, ist gleich die erste: Wollen Sie Faxe senden und empfangen, oder nur senden? Option Nummer 1 ist etwas anspruchsvoller, denn dafür muss Ihre Box eingehende Anrufe stets mit den passenden Pieptönen beantworten, um der Gegenstelle ihre Empfangsbereitschaft zu signalisieren. Das ermöglichen Sie am einfachsten, wenn Sie für solche Verbindungen eine Ihrer Rufnummern abstellen. Bei DSL-Tarifen der Deutschen Telekom und von Vodafone sind meistens zwei Anschlüsse mit Nummern inklusive, die meisten anderen Anbieter berechnen dafür einen Aufpreis.
Alternativ aktivieren Sie einen der Fritzbox-internen Anrufbeantworter (AB), und zwar so, dass er die Leitung so lange offen hält, dass die beteiligten Geräte ihre Verbindungsparameter abgleichen können. Das erreichen Sie, indem Sie dem AB vorgeben, Anrufern nicht nur eine Ansage vorzulesen, sondern Anrufe auch entgegenzunehmen.
Wenn jemand Sie nun mit einem Fax beglückt, speichert die Fritzbox dieses intern oder auf einem angeschlossenen USB-Speicher und leitet es auf Wunsch auch per E-Mail an Sie weiter.
Nach der Pflicht zur Kür
Mit den bis hierhin konfigurierten Funktionen der Fritzbox können Sie Faxe empfangen, drucken und als E-Mail weiterleiten. Sie können damit auch Faxe versenden, müssen dafür aber sehr bescheiden sein: Als Inhalte kommen ausschließlich unformatierte Texte infrage, die Sie in die Fritzbox-Seite unter »Telefonie/Fax« ins Register »neues Fax« eintippen. Als einzige Ergänzung können Sie mit den Browsern Chrome oder Firefox an jedes Fax ein JPG- oder PNG-formatiertes Bild anhängen.
Statt sich die Finger für ein Fax im Schreibmaschinenstil wund zu tippen, wollen Sie Ihre Botschaften aber sicher lieber als Word-, PDF- oder anderweitig formatierte Dokumente verschicken. Dafür brauchen Sie nur etwas Software. Zum Beispiel erhalten Apple-Nutzer im App-Store für neun Euro das Paket Faxbot für Mac.
Windows-Komfort mit Starthürde
Mit vergleichbarem Funktionsangebot wartet das kostenlose Windows-Programm Fritzfax auf. Es stammt von AVM, dem Hersteller der Fritzbox, nur bietet der für die schon sehr alte Dreingabe keinen technischen Support mehr und hat die Bezugsquelle sorgsam versteckt. Obwohl AVM im Begleittext das Gegenteil suggeriert, funktioniert die letzte Version dieser Software aus dem Jahr 2014 bei uns klaglos auch unter Windows 10. Zu Fragen, die beim Betrieb auftauchen könnten, hält die Support-Datenbank von AVM eine ganze Reihe hilfreicher Artikel bereit.

Windows-Nutzer, die komfortabel faxen möchten, können nach wie vor Fritzfax nehmen.
Foto: c'tDie Installationsroutine hat jedoch eine Hürde, die Sie manuell überwinden müssen: Das Programm ist darauf angewiesen, dass Sie in der Fritzbox deren »CAPI-Treiber« aktivieren. Das gelingt mit einem direkt an die Box angeschlossenen Tastentelefon. Über dessen Tastatur geben Sie – jeweils durch die OK-Taste oder ein paar Sekunden Wartezeit abgeschlossen – erst das Kommando #96*2* und dann #96*3* ein. Der erste Code deaktiviert den Treiber, um einen gesicherten Ausgangszustand herzustellen, der zweite aktiviert ihn.
Das Installationsprogramm erweckt zwar den Anschein, es könne diesen Treiber auch automatisch aktivieren, aber das stimmt nicht (mehr) – selbst wenn das Programm nach der Installation zuerst funktionsfähig erscheint.
Fax-Management de Luxe
Fritzfax richtet auf Ihrem PC als Standarddrucker einen virtuellen Drucker ein, der Dokumente, die Sie aus irgendeiner Anwendung heraus drucken, ins Fax-kompatible Format SFF umwandelt und in eine Warteschlange legt. Diese Liste können Sie sich mit Fritzfax anzeigen lassen und selektierte Einträge per Mausklick verschicken. Dabei erscheint ein Dialog, in den Sie die Faxnummer des Empfängers oder dessen Eintrag aus dem Adressbuch Ihrer Wahl eingeben.
Außerdem bietet das Programm an, empfangene oder in Auftrag gegebene Faxe als Vorschau anzuzeigen, zu drucken oder als E-Mail weiterzuleiten. Darüber hinaus enthält es eine Suchmaschine für den Volltext der gelisteten Fax-Nachrichten und kann sogar Notizen zu einzelnen Dokumenten festhalten.
Doch auch mit einer Fritzbox und Programmen wie Fritzfax und Faxbot bleibt Fax ein Medium von gestern. Aber mit dieser Ausstattung ist es wenigstens genauso bequem zu handhaben wie E-Mail oder der Dateitransfer per Messenger.
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